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Tagebuch einer Pilgerreise auf dem Jakobsweg Camino Francés
Reisebericht meiner Pilgerreise von Saint-Jean-Pied-de-Port nach Santiago de Compostela, vom 26.05. - 28.06.2008
Mittwoch, 17. Februar 2010
Montag, 28. Dezember 2009
Impressionen vom Camino
von S.J.P.d.P nach Santiago de Compostela komprimiert auf etwas über 7 Minuten.
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Jakobsweg - 2008 mit Zelt, Rucksack und Pilgerstab
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Jakobsweg - 2008 mit Zelt, Rucksack und Pilgerstab
Camino Francés Pilgern Jakobsweg Reisetagebuch
Jakobsweg Video
Samstag, 17. Januar 2009
Alle Wege führen nach Santiago (Karte)
Camino Francés Pilgern Jakobsweg Reisetagebuch
Jakobsweg Karte
Sonntag, 21. Dezember 2008
33. Tag - Heimreise
28.06.08
Um 06:00 Uhr stehe ich auf.
Eine kurze Nacht, da Arlette und ich erst gegen 01:30 Uhr zurück in unserer „Pension“ waren. Aber nach dem netten letzten Abend, bei Wein und Seafood, reichten mir vier Stunden Schlaf völlig aus.
Ich pilgere einmal noch zum Busbahnhof, um mit anderen Pilgern zum Flughafen zu fahren.
Hier treffe ich zu meiner großen Überraschung Peter wieder. Peter, mit dem ich doch den Camino begonnen habe, der losgestartet ist, wie die Feuerwehr. Nach Roncesvalles haben wir uns jedoch nicht wieder gesehen. Er fährt allerdings nicht zum Flughafen, sondern hat eine Verabredung.
Müde, aber meist glückliche Pilger warten am Flughafen auf ihre Flieger. Ich trinke noch einen letzten Café con Leche und checke um 09:00 Uhr für meinen Flug nach Frankfurt-Hahn ein.
Und dann sitze im Flieger neben Waldemar, der gerne noch länger, oder auch ganz in Santiago geblieben wäre. Aber auch er muss zurück in die Heimat und mit seinem Studium beginnen.
Die große Freiheit gibt es meistens nur auf Zeit. So ist das nun mal in unserer heutigen Leben.
Nur wenigen gelingt es, sich unseren gesellschaftlichen Zwängen gänzlich oder teilweise zu entziehen.
Und so endet meine Pilgerreise ans „Ende der Welt“.
Um 06:00 Uhr stehe ich auf.
Eine kurze Nacht, da Arlette und ich erst gegen 01:30 Uhr zurück in unserer „Pension“ waren. Aber nach dem netten letzten Abend, bei Wein und Seafood, reichten mir vier Stunden Schlaf völlig aus.
Ich pilgere einmal noch zum Busbahnhof, um mit anderen Pilgern zum Flughafen zu fahren.
Hier treffe ich zu meiner großen Überraschung Peter wieder. Peter, mit dem ich doch den Camino begonnen habe, der losgestartet ist, wie die Feuerwehr. Nach Roncesvalles haben wir uns jedoch nicht wieder gesehen. Er fährt allerdings nicht zum Flughafen, sondern hat eine Verabredung.
Müde, aber meist glückliche Pilger warten am Flughafen auf ihre Flieger. Ich trinke noch einen letzten Café con Leche und checke um 09:00 Uhr für meinen Flug nach Frankfurt-Hahn ein.
Und dann sitze im Flieger neben Waldemar, der gerne noch länger, oder auch ganz in Santiago geblieben wäre. Aber auch er muss zurück in die Heimat und mit seinem Studium beginnen.
Die große Freiheit gibt es meistens nur auf Zeit. So ist das nun mal in unserer heutigen Leben.
Nur wenigen gelingt es, sich unseren gesellschaftlichen Zwängen gänzlich oder teilweise zu entziehen.
Und so endet meine Pilgerreise ans „Ende der Welt“.
32. Tag Santiago
27.06.08
Nach dem Frühstück begebe ich mich in die Altstadt zum Sightseeing. Und natürlich führt mich mein Weg auch immer wieder zur Kathedrale, um ankommende Pilger zu sehen.
Den restlichen Tag verbringe ich ruhend auf meinem Bett, bummelnd durch die Stadt und ganz entspannt sitzend auf den zahlreichen Plätzen der Stadt.
Die Messe in der Kathedrale finde ich dann nun nicht so berauschend und am Grab des Apostels gehe ich auch nicht vorbei (zu viele Menschen).
Arlette kommt heute wieder mit dem Bus zurück nach Santiago. Ich besorge ihr ein Zimmer und verauslage 25 € für ihre Übernachtung, damit ich den Schlüssel erhalte. Arlette kommt ja erst um 22:00 Uhr an und wir haben uns für diese Zeit an einem nahen Brunnen verabredet.
31. Tag - Kap Finisterre
26.06.08
Um 07:45 Uhr wecke ich Arlette. Wir frühstücken zusammen in der kleinen Küche und machen uns auf den Weg zum Busbahnhof. Sie mit vollem Gepäck, ich nur mit dem Nötigsten.
Wir fahren mit dem Bus bis Cée und wandern den Rest des Weges zu Fuß.
Ich blicke vom Kap Finisterre hinaus zum „Ende der Welt“ und stelle fest, dass ich eine gute Zeit hatte in den letzten fünf Wochen.
Freitag, 19. Dezember 2008
1. - 30. Tag Tag Anreise nach St. Jean Pied de Port - Santiago
26.05.08 / 27.05.08 Anreise St. Jean Pied de Port
Die Anreise nach St. Jean Pied de Port erfolgt von Bremen per Bahn nach Mainz und von dort aus mit einem Transferbus zum Flughafen Frankfurt-Hahn. Von hier aus habe ich dann einen Flug mit Ryanair nach Biarritz gebucht. Ist jetzt leider nicht mehr möglich, da die Strecke ab Deutschland nicht mehr bedient wird.
Bustransfer 11,00 €
Flug 35,00 €
Die Bahnfahrt nach Mainz ist über Nacht nicht so spaßig, da ich mit dem Schlafen in Verkehrsmitteln immer so meine Sorgen habe. Bin also nicht ganz taufrisch, als ich um 06:30 Uhr, in Mainz ankomme. Im Anschluss erreiche ich locker den Transferbus nach Frankfurt-Hahn erreicht.
Der Rucksack lastet mächtig schwer auf meinen Schultern. Ich befürchte Beschwerden in Nacken- und Schulterbereich. Er wiegt aktuell 12,6 kg. Na, mal abwarten.
So sitze ich bereits um 08:00 Uhr am Airport rum, trinke Kaffee und habe Kopfschmerzen.
Täglich gehen hier so etwa 4 Flieger die Stunde ab und es ist eine Menge Publikumsverkehr. Auf der Terrasse vom Schnellrestaurant ruhe ich mich noch ein wenig aus und treffe schon mal den ersten Pilger, der auch in S.J.P.d.P. in den Camino Francés einsteigen will. Kurze Begrüßung – man sieht sich. Oder auch nicht. 2 Tassen Milchkaffee, ein Sandwich und 2 Selbstgedrehte. Ich bin total entspannt und stressfrei (habe ja Zeit). Bei der Abfertigung stelle ich fest, dass der Kollege von der Terrasse und ich bei weitem nicht die einzigen Reisenden mit Rücksackgepäck sind. Der Flieger ist voll und ich schätze, dass ca. 40 – 50 % der Reisegäste ebenfalls Pilger sind. Ich befürchte Stimmen aus dem Pilger-Forum bestätigt, der Camino Francés sei überlaufen. Ein Glück, dass ich mein Mini-Tunnelzelt dabei habe und an dem Run auf freie Herbergsbetten nicht teilnehmen muss und werde.
In Biarritz angekommen teile ich mir mit Peter aus Bayern, der im Flieger neben mir gesessen hat ein Taxi ins nahe Bayonne, von wo aus der Zug nach St.-Jean-Pied-de-Port fährt. Wir trinken noch einen Kaffee gemeinsam und tauschen Erwartungen an die Pilgerreise aus.
In S.J.P.d.P. steigen Massen von Gleichgesinnten aus, die ebenfalls den Camino Francés pilgern wollen. Und schon bin ich im Zweifel, ob es die richtige Entscheidung war, diesen Pilgerweg und nicht den etwas schwierigeren Küstenweg zu laufen.
In der Touristinformation am Ort erhalte ich meinen Pilgerausweis und die Empfehlung einer Herberge für die Nacht. Diese macht auf den ersten Blick einen guten Eindruck, liegt direkt neben der Touristinformation und bietet ein 2-Bett-Zimmer (satte 20,00 € p.P.) für Peter und mich. Allerdings bekommen wir bereits beim Betreten der Herberge den ersten Anranzer, da wir unsere Wanderschuhe nicht ausgezogen haben und die Holzdielen verschmutzen. OK, das müssen wir wohl erst noch lernen.
Mit meinem Budget gehe ich noch ziemlich großzügig um. Wir schlendern durch den netten, kleinen Ort, ich erstehe einen stabilen und schönen Pilgerstab und gehe mit Peter Essen. Im Lokal treffen wir weitere Pilger, speisen gemeinsam, trinken (zu viel) Vin Rouge und lassen es uns richtig gut gehen. Vielen dieser Menschen werde ich in den nächsten Wochen immer mal wieder begegnen.
++
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28.05.08 Roncesvalles
Nach
einem spartanischen Frühstück mit Baguette, Marmelade und Café aux
lait, geht´s dann endlich los. Entgegen der Vorhersage ist der Himmel
nur leicht bewölkt, mit vielen Wolkenlücken. Und in den Tälern halten
sich noch lange einige Nebelschleier.
Diese Etappe starten Peter und ich gemeinsam in Richtung Rocesvalles.
Nach einem kurzen aber heftigen Anstiegt führt der geteerte Weg stetig
aber nicht mehr so hart bergauf. Und Peter immer forsch voran. Bei Orisson gönnen wir uns eine erste Pause mit 2. Frühstück in der Bar der dortigen Herberge – der letzten vor Roncesvalles.
Ich habe mir schon jetzt, nach knapp 10 km, die ersten zwei Blasen an
den Fersen gelaufen. Na, tolle Wurst! Ich denke, ich habe die Schuhe
nicht fest genug geschnürt. Aber nicht die Blasen sind jetzt mein
Problem, sondern meine schmerzenden Oberschenkel – der linke besonders.
Ich bin einfach untrainiert, obwohl 3 x wöchentlich Badminton gespielt
wird. Wie auch immer, der Schenkel schmerzt und brennt und ich bleibe
immer häufiger zurück. Und da dies kein Wettbewerb oder dergleichen ist,
lasse ich Peter einfach ziehen.
An
einer Felsformation mit Marienfigur rasten mehrere Pilger. Hier treffe
ich Peter noch einmal wieder, der sich jedoch gerade wieder – fit wie´n
Turnschuh – auf den Weg macht. Ich verweile und lege auf dem weiteren
Weg immer häufiger kurze Pausen ein, um meine Beine zu entspannen.
Die
Landschaft ist für mich als Nordlicht unheimlich beeindruckend.
Bergwiesen in allen Schattierungen. Kühe, Schafe und Pferde scheinen
ohne Einfriedung frei umher zu laufen. Pferdefohlen überqueren den Weg,
sind gar nicht scheu und lassen sich sogar streicheln.
Nach dem Rolandbrunnen
erreiche ich die höchste Stelle dieser Pyrenäenüberquerung mit 1.420 m
und dachte, das Schlimmste für heute überstanden zu haben. Aber
Pustekuchen, jetzt geht die „Prüfung“ erst richtig los. Auf der Ebene
kann man zwischen zwei Varianten für den Abstieg nach Roncesvalles
entscheiden. Ich als Sportsmann (ha ha) nehme natürlich den harten
statt den sanften Weg. Es fängt an zu regnen und ich laufe im dichten
Wald, oft steil bergab, über Geröll und Baumwurzeln. Es ist die Hölle
für mich und mein linkes Bein kann ich kaum noch anheben, aufgrund der
Muskelschmerzen. Nicht viel besser ergeht es zwei Kanadierinnen (Joanne
und Marlene). Sie müssen auch immer mal wieder pausieren. Eine der
Schwestern hat sich Blasen gelaufen und stolpert links mit Wanderschuh
und rechts mit Flip-Flop den Berg hinunter. Doch wie auch ich, kommen
auch sie müde aber wohlbehalten in Roncesvalles
an, um eines der etwa 100 Betten in der alten Abtei des Ortes zu
belegen. Hier treffe ich auch Peter wieder, der allerdings etwas
vornehmer nächtigen möchte und sich mit ´nem Taxi zum nächsten Ort, in
eine Pension, fahren lässt. Weichei! Denke ich. Aber warum nicht, jeder
halt nach seinem Geschmack. Ich denke, ich sollte jeden Pilger in seiner
Art und Weise zu wandern, so wie er ist, akzeptieren. Fällt mir leider
nicht immer leicht.
Ich bin so
erschöpft, dass ich das Oberbett, welches ich mir zuerst ausgesucht
hatte, wechseln muss, um ein Unterbett zu belegen. Ich kam einfach nicht
schmerzfrei hinauf in die Oberkoje. Und so liege ich nun hier in meinem
Bett, in dieser altehrwürdigen Pilgerherberge und bin einfach nur
glücklich. Glücklich angekommen zu sein und glücklich, einen so
aufregenden Tag erlebt zu haben. Die Geräuschkulisse ist
gewöhnungsbedürftig, aber dank Ohropax erträglich.
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29.05.08 Larrasoana
Morgens, Punkt
06:00 Uhr, ertönt dezent kirchliche Musik aus den Lautsprechern der
Abtei. Ich stelle fest, dass ich an dem von mir verlassenen Oberbett
zwei Paar Wandersocken habe hängen gelassen. So´n Mist, die sind fort.
Glückwunsch dem neuen Besitzer. Bedeutet natürlich für mich, das ich
rasch Ersatz kaufen muss, da ich sonst keine Wandersocken
zum wechseln habe. Ich hasse Extrakosten! Und muss auf meine Sachen
einfach besser aufpassen. Packen und Aufbruch leider ohne jegliches
Frühstück.
Nach 2 km habe ich dann wieder meine
alten Probleme. Mein linker Oberschenkel schmerzt stark und ich kann nur
langsam und mit kleinen Schritten gehen. Rentner und Matronen ziehen
leichtfüßig an mir vorbei. Meine Motivation ist an einem Tiefpunkt. Bloß
nicht Schlapp machen.
Doch bereits nach weiteren 10 km, wo ich in Viscarret einen
Kaffee trinke und drei deutsche Rentner treffe, bin ich total
glücklich, denn ich kann wieder gleichmäßig lange Schritte machen und
mein Oberschenkel ist nahezu beschwerdefrei. Im weiteren Verlauf des
Tages treffe ich etliche Pilger wieder, die mich noch am frühen Morgen
leichtfüßig überholt haben.
Am Alto de Erro
treffe ich dann Manuela, eine nette Rumänin aus Frankfurt/M., die
anscheinend ein ähnliches Problem, wie ich am Tag zuvor hatte, hat. Sie
hat Schmerzen, ist schlecht gelaunt und wird den Tag wohl bereits in Zubiri beenden. Nette Frau, vielleicht sieht man sich wieder.
Auf
dem Weg treffe ich jede Menge Leute verschiedener Nationen. Unter
anderem zwei Amerikanerinnen aus Arizona und den Japaner „Mr. Sochi
Fireman“. Ich nenne ihn so, weil er bei Regen mit einem neongelben
Overall und einer signalroten Rucksackhaube durch die Gegend zieht.
Für mein Empfinden sind reichlich viele Menschen unterwegs, aber immerhin, ich fühle mich nicht gestört oder eingeengt.
Morgens dachte ich noch, ich würde es heute nicht einmal 21 km bis nach Zubiri schaffen. Dort angekommen, habe ich den Ort jedoch rechts liegen gelassen und bin fröhlich und bester Kondition weitern nach Larrasoana gepilgert. Ich fühlte mich immer noch recht fit, war aber auch glücklich, hier für heute Schluss machen zu können.
Morgens dachte ich noch, ich würde es heute nicht einmal 21 km bis nach Zubiri schaffen. Dort angekommen, habe ich den Ort jedoch rechts liegen gelassen und bin fröhlich und bester Kondition weitern nach Larrasoana gepilgert. Ich fühlte mich immer noch recht fit, war aber auch glücklich, hier für heute Schluss machen zu können.
Die
städtische Herberge ist sauber, funktionell und soweit OK für 6,00 €.
Hier treffe ich Kerstin und Markus, die wegen ihrer kleinen Tochter
daheim, nur 10 Tage pilgern können und somit nur einen Abschnitt wandern
werden. Auch andere „Bekannte“ sehe ich wieder. Kontakt ist so leicht
hergestellt. Status zählt wenig. Keiner fragt was du bist oder hast.
Wichtig scheint nur wie man sich fühlt, woher man kommt oder geht.
Das Pilgermenü in einer nahe gelegenen Bar ist gut und reichlich und der Vino Tinto ist inklusive.
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30.05.08 Cizur Menor
Die Nacht in Larasoana
war für mich schon in der Morgendämmerung vorbei. Konnte einfach nicht
mehr schlafen. Also bin ich einfach auf, Sachen packen, aufs Klo und
dann ab durch die Mitte. Keine Ahnung, wie spät es ist – Zeit spielt
irgendwie keine Rolle im Moment. Ich bin ganz überrascht, als ich in Trinidad de Arre
erfahre, es sei erst 09:00 Uhr. Viel Zeit also noch bis zu meiner
nächsten Herberge, die nur noch 11 km entfernt ist. Also gemächlich
voran, die Zeit genießen, ausgedehnte Pausen einlegen und Pamplona in aller Ruhe besichtigen.
Der Straßen- und Industrielärm, der mich in Pamplona
empfängt, steht im krassen Gegensatz zu der ländlichen Idylle und
Stille zuvor. Daher fällt die Stadtbesichtigung etwas dürftig aus. Ich
besuche lediglich die Zitadelle, das Castillo und die Kathedrale.
Und 2 Paar neue Wandersocken habe ich recht günstig erstanden – im
einschlägigen Fachhandel. Treffe Rolf aus Neckarsulm wieder, den ich
schon kenne. Er steht im Park an einer Bank und sortiert seinen
Rucksack. Während ich
meine Socken wechsele und eine Zigarette rauche trennt ere sich von
überflüssigem Ballast, um diesen dann per Post nach hause zu schicken.
5-6 kg sollen es wohl werden. Auch wenn ich recht schwer beladen bin,
kann ich mich von keinem, auch nur kleinen Teil meiner Ausrüstung
trennen. Ich brauche alles, ist aber leider nicht immer so ultraleicht.
Bulliger Schafsack und so. Und natürlich das Zelt (950g).
Die private Pilgerherberge von Maribel Roncale in Cizur Menor
ist von der Straße aus recht unscheinbar, hat jedoch einen kleinen
Teich mit Schildkröten und einen hübschen Garten mit Terrasse. Für 7,00 €
bin ich recht gut untergekommen. Und genieße den Nachmittag, der zur
Abwechslung mal wieder ein Paar Sonnenstrahlen hergibt, im Garten.
Treffe viele Pilger der letzen Tage wieder und lerne neue kennen. Die
nette Rumänin habe ich leider nicht wieder getroffen.
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31.05.08 Cirauqui
Morgens
um 06:00 Uhr war die Nacht im Schlafraum dann abrupt zu Ende. Irgend so
ein Stoffel (wie sie überall anzutreffen sind) meint aufbrechen zu
müssen und schaltet dass komplette Oberlicht im Schlafraum ein.
Rücksicht auf die Bedürfnisse anderer? Fehlanzeige. Bin selber
aber dann doch bis 07:30 Uhr liegen geblieben. Es regnet an diesem
Morgen. Habe Frühaufstehern beim Packen und Tüten rascheln zugeschaut.
Einige von denen wollen sicher schon mittags in ihrer nächsten
Unterkunft angekommen sein, um ein gutes Bett zu bekommen. Brigitt und
Dietmar, ein Paar aus der Schweiz, haben es sich ebenfalls bäuchlings
auf ihren Betten bequem gemacht, um dem regen Treiben der Aufbrechenden
zuzuschauen.
Die Herberge verfügt über einen
Aufenthaltsraum mit Küchenzeile, wo wir uns – es regnet weiter in
Strömen – ein ausgiebiges Frühstück bereiten. Gegen 08:30 Uhr machen wir
uns dann auch auf den Weg. Es hat mittlerweile aufgehört zu regnen,
aber alle unbefestigten Wege haben sich in wahre Lehmgruben verwandelt. Augen zu und durch!
Bei Obanos, wo sich der Aragonesische und der Navarrische Weg vereinen, geht dann eine Riesenschütte los. Ich danke meiner Freundin Doris für den Poncho, den sie mir geliehen hat.
Ich wandere an der örtlichen Herberge vorbei und bestaune in Puente la Reina
eine große Hochzeitsgesellschaft vor der dortigen Kirche. Trotz der
widrigen Umstände bewältige ich heute 26 km und beende den Tag in Cirauqui, welches malerisch auf einer Hügelkuppe gelegen ist. Die lehmverschmierte Wanderstiefel reinige ich am Brunnen der Kirche von innen und außen.
Trotz des miesen Wetters war der heutige Tag landschaftlich atemberaubend. Ich habe die Natur einfach nur genossen.
In
einem Gewölbekeller neben der Herberge erlebe ich dass bisher beste
Pilgermenü, zusammen mit Spaniern, Franzosen und Niederländern.
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01.06.08 Estella
Morgens
regnet es immer noch in Strömen und es ist keine Besserung der Lage in
Sicht. Also nehme ich mir vor, heute nur 15 km zu wandern, um in Estella meine nassen Klamotten zu waschen. Ohne trockene Socken geht einfach gar nichts.
Also stehe ich schon am späten Vormittag vor der Herberge „Anfas“ und warte, dass der Hospitalero um 12:30 Uhr die Tür öffnet. 15 weitere Pilger warten schon mit mir auf Einlass.
Etliche
Pilger wandern in 2er- und 3er-Gruppen. Sehen die Pilgerei meines
Erachtens eher als sportliche Herausforderung. Na ja, warum nicht. Von
einigen Leuten höre ich, dass sie auch Teilstrecken mit dem Bus fahren,
Gepäck
vorausschicken, oder einfach abseits des Pilgerweges auf der Straße
wandern. Ich fange schon wieder an, die Menschen zu bewerten.
++
Ich habe einen angenehmen Pilgertag und wandere durch ausgedehnte Wein- und Getreidefelder nach Torres del Rio. Anfänglich ist das Wetter doch besser als vorhergesagt und nur ein kurzer Nieselregen geht nieder.
Meine ausgewählte Herberge Casa Mari
ist leider schon komplett belegt. Ich bitte die Hospitalera Mari jedoch
mir eine Schlafstatt im Speiseraum zu geben; ein Bett bräuchte ich doch
nicht. Also richte ich mich auf dem Fussboden ein und zahle dafür einen
ermäßigten Übernachtungspreis von nur 4,00 €. Die mütterliche Mama Mari
zeigt mir dann noch, wo ich mir eine Sportmatte hernehmen kann und
versorgt mich mit einer zusätzlichen Wolldecke. Anschließend lädt sie
mich zu einer Portion grüner Oliven ein - HHmmm, lecker.
Die
verloren geglaubte Rumänin Manuela trifft ebenfalls ein, zieht jedoch
eine zweite Herberge vor, die noch Betten frei haben soll. OK.
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03.06.08 Navarrete
Meine
bisher beste Nacht, die ich ruhig, allein und ungestört verbringen
konnte geht zu Ende. Ich habe prächtig geschlafen und geträumt.
An diesem ersten sonnigen beginnenden Tag verlasse ich Mama Mari und trinke einen Café con Leche im von Industrie geprägten Logrono. Außerhalb der Stadt, in einem Naherholungsgebiet war dann auf einer Bank Frühstück und Sockenwechsel angesagt.
Stimmungsmäßig
geht es mir bis dahin gut, allerdings habe ich mir doch wieder eine
Blase gelaufen (verfluchte Feuchtigkeit). Diesmal ist der linke Kleinzeh
betroffen. Also, operieren, desinfizieren und weiter.
Nach 33 km, meiner bisher längsten Etappe, komme ich ziemlich erschöpft und mit brennenden Füßen in Navarrete, in der städtischen Herberge an. Ich belege mein Bett und
gehe, ohne zu duschen, gleich in den Ort und in die nächste Bar, wo ich
Mr. Sochi Fireman, den alten Japaner, wieder sehe. Er ist gestern noch
an Torres del Rio vorbei, 11 km weiter bis nach Viana gepilgert. Hut ab! Respekt!
++
04.06.08 Azofra
Gestern
habe ich erstmals ernsthaft eine Unterhaltung über die Beweggründe des
Pilgerns geführt. Christian, ein angehender französischer
Kleinstadtbürgermeister und seine Frau Nelly pilgern für ihre kleine
Enkeltochter, die als Frühgeburt in einem Krankenhaus mit dem Leben
ringt. Ihnen will ich meine nächste Etappe widmen.
Ich hatte eine unruhige Nacht. Zwei Extremschnarcher ließen eine Nachtruhe für mich nicht zu. Dafür ist aber der Himmel heute klar und es erwartet mich ein schöner sonniger Tag.
Ich
bin heute fast immer allein auf dem Weg. Kein Mensch vor oder hinter
mir. Aber eigenartiger Weise ist meine Motivation heute nicht besonders
hoch. Links, rechts, links, rechts, wandere ich gedankenverloren durch
die Weinberge des Rioja. Es ist schön, aber meine Füße schmerzen. Nun auch noch eine Blase am rechten Kleinzeh. Muß ich heute abend behandeln.
So bin ich nachmittags dann froh, in Azofra
angekommen zu sein. Es ist zwar noch früh, aber der Ort ist hübsch und
ich möchte nicht weiterziehen. In der kommunalen Herberge erhalte ich
eine 2-Bett-Zelle. Eine gute und zweckmäßige
Albergue mit tollem Innenhof – einer Finca gleich. Ich lasse meine Füße
in einem Hofbrunnen baumeln, kaufe mir eine Flasche Vino Tinto und
genieße de sonnigen Nachmittag im Liegestuhl.
++
05.06.08 Granón
Eine
ruhige und angenehme Nacht geht zu Ende. Ein Blick nach draußen zeigt
mir, es ist mal wieder Poncho-Time. Recht fit und froh gelaunt mache ich
mich auf den weiteren Weg nach Westen.
Eigentlich wollte ich heute bis nach Redecilla del Camino wandern. Aber in Granón taten mir die Füße weh und mit meiner Kraft ging es auch dem Ende zu.
Es
war eine gute Entscheidung, denn die christliche Herberge entspricht
genau meinen Vorstellungen. Untergebracht ist sie im Dachstuhl über dem
Kirchenschiff der örtlichen
Kirche, mit Matratzenlager, Küche und großen Aufenthaltsbereich (mit
Kamin). Im Glockenturm kann man seine Wäsche trocknen und hat dazu noch
einen herrlichen Blick über die Dächer des Dorfes.
Nachdem
ich meine Sachen abgelegt habe gehe ich in eine nahe Bar, wo ich mit
zwei Italienern und den Kanadierinnen Joanne und Marlene verabredet bin.
Ich lerne sogar ein israelisches Pilgerpärchen kennen. Wahnsinn, diese
Vielfalt an Nationalitäten.
Um
19:00 Uhr nehme ich der täglichen Messe in der Kirche teil, erhalte
einen Pilgersegen und anschließend bereite ich mit dem Hospitalero und
anderen Pilgern ein gemeinsames Abendessen zu. Es gibt frischen
Salat, eine eigenartige Brotsuppe und Joghurt. Hier wird noch richtig
christliche Gemeinschaft und Nächstenliebe praktiziert. An der Tafel
werden angeregte Unterhaltungen geführt, jeder stellt sich der Gruppe
vor und wir haben viel Spass.
Und dieses wunderbare Erlebnis erhält der Pilger gegen eine Spende.
Auch
wenn ich nicht religiös bin, muss ich diesen lieben Menschen jedoch
bescheinigen, dass sie fantastische Arbeit für die Allgemeinheit machen;
selbstlos und meist ehrenamtlich.
++
06.06.08 Villafranca Montes de Oca
Der
Hopitalero besteht darauf, dass kein Pilger vor 07:00 Uhr aufsteht, um
eine allgemeine morgendliche Unruhe – vielerorts tatsächlich normal – zu
vermeiden. Eine gute Regel, wie ich finde.
So stehen wir alle gemeinsam auf, schälen uns aus unseren Schlafsäcken und frühstücken gemeinsam. Bevor es wieder auf den Camino geht, lassen viele der Pilger dem Hospitalero eine großzügige Spende zukommen.
Ich fühle mich stark heute und laufe anfangs ganze 16 km, ohne eine Pause einzulegen. Weil ich so richtig fit bin heute, laufe ich gesamt 32 km bis nach Villafranca Montes de Oca.
Die Herberge liegt an der viel befahrenen Nationalstraße, ist aber
sonst soweit OK. Einfach, zweckmäßig und recht ordentlich ausgestattet. Ich besorge mir einige Lebensmittel und koche mir eine leckere Pasta. Ich bin recht müde und gehe schon zeitig zu Bett.
++
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Vor meiner Endstation heute, in Hornillos del Camino, wechselt das Landschaftsbild. Es tauchen Berghänge mit hellem, kalkigem Gestein auf, das Getreide wiegt sich im Wind und einer, auf dem Weg vorbeiziehender Schafherde mit Schäfer, begegne ich auch. Mein Tempo ist für Dominique mittlerweile zu langsam und ich falle zurück – bin wieder alleine. Ich muss eh meine lange Unterhose ausziehen, da die Sonne scheint und wohlig meinen Körper bedeckt. Die Temperatur ist angenehm und das Wetter scheint sich insgesamt zu bessern.
So stehen wir alle gemeinsam auf, schälen uns aus unseren Schlafsäcken und frühstücken gemeinsam. Bevor es wieder auf den Camino geht, lassen viele der Pilger dem Hospitalero eine großzügige Spende zukommen.
Ich fühle mich stark heute und laufe anfangs ganze 16 km, ohne eine Pause einzulegen. Weil ich so richtig fit bin heute, laufe ich gesamt 32 km bis nach Villafranca Montes de Oca.
Die Herberge liegt an der viel befahrenen Nationalstraße, ist aber
sonst soweit OK. Einfach, zweckmäßig und recht ordentlich ausgestattet. Ich besorge mir einige Lebensmittel und koche mir eine leckere Pasta. Ich bin recht müde und gehe schon zeitig zu Bett.
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07.06.08 Burgos
Morgens
wache ich mal wieder durch das allgemeine Gewusel der Menge auf. Macht
nichts. Anziehen, Zähne putzen, frühstücken und ab auf den Camino.
Ich bin den ganzen Tag gut drauf und singe „It´s a long way…“ und solche Lieder vor mich hin.
Eigentlich wollte ich heute nicht bis nach Burgos laufen,
aber die Herberg, die ich mir für diesen Tag ausgesucht habe, scheint
nicht mehr zu existieren. Also pilgere ich heute über 40 km und laufe
durch eine wunderschöne Landschaft mit vielen Blumen. Ich sehe viele
Vögle, die ich von Deutschland her nicht kenne. Ein Bestimmungsbuch habe
ich leider nicht dabei – wie schade.
Zwei
der Herbergen sind komplett belegt, die dritte, in einem Park gelegen,
eigentlich auch. Ella hat allerdings das Glück doch ein Bett zu
bekommen, da ein englischer Fahrradfahrer, der auf dem Weg nach
Südafrika einen Teil des Camino fährt, ihr sein Bett abtritt, da
er über ein Zelt verfügt und gerne auch draußen übernachtet. Das tue ich
dann auch. Und so kommt mein kleines Tunnelzelt endlich einmal zu
Einsatz.
Mein
Zelt steht 1 A auf der Wiese vor der Herberge und wird mir für die
Nacht eine gute Obdach geben. Ich trinke noch ein letztes Bier aus der
Dose und lege mich schlafen.
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08.08.06 Hornillas del Camino
Ich
wache schon zeitig auf und hatte eine etwas unruhige Nacht.
Wahrscheinlich bin ich diese ungewohnte Schlafsituation im Zelt noch
nicht gewohnt. Aber ansonsten geht es mir gut und auch meine Füße haben
sich nach dem langen Marsch von gestern wieder erholt.
Vor meiner Endstation heute, in Hornillos del Camino, wechselt das Landschaftsbild. Es tauchen Berghänge mit hellem, kalkigem Gestein auf, das Getreide wiegt sich im Wind und einer, auf dem Weg vorbeiziehender Schafherde mit Schäfer, begegne ich auch. Mein Tempo ist für Dominique mittlerweile zu langsam und ich falle zurück – bin wieder alleine. Ich muss eh meine lange Unterhose ausziehen, da die Sonne scheint und wohlig meinen Körper bedeckt. Die Temperatur ist angenehm und das Wetter scheint sich insgesamt zu bessern.
Nach den Strapazen von gestern, gehe ich heute nur die 21 km bis Hornillos del Camino,
wo ich bereits um die Mittagszeit ankomme. Ein solches Tempo hätte ich
mir zu Beginn der Reise nicht zu träumen gewagt. Aber dass Laufen mit
Gepäck scheint automatisch zu funktionieren. Auch dass Gewicht des
Rucksackes ist erträglich. Nur beim Schultern habe ich gelegentlich das
Gefühl, das Kreuz Christi aufzuladen.
Die Herberge ist ganz nett und Hornillas del Camino
ist ein beschaulicher kleiner Ort. Hier wasche ich meine Wäsche fast
komplett durch und hoffe, dass sie bis morgen auch wieder trocken sein
wird.
Jetzt treffe ich auch auf Pilger, die nicht den gesamten Camino Francés ab S.J.P.d.P. laufen, sondern erst in Pamplona oder Burgos
eingestiegen sind. Das bedeutet allerdings nicht, dass nun noch mehr
Pilger auf dem Weg sind, denn viele verlassen auch den Weg in Burgos oder später in Leon, um vielleicht im nächsten Jahr den weiteren Weg zu gehen.
++
09.06.08 San Nicolas de Puente Fitero
Ich
habe mich heute Vormittag entschlossen künftig nicht unbedingt mehr
Kilometer, doch aber länger pro Tag zu laufen. Es macht wirklich keinen
Sinn die ganzen Nachmittage schon in einer Herberge zu verbringen, auf
einem Kirchplatz oder einer Bar zu hocken, wo sich eh immer viele müde
Pilger tummeln. Lieber genieße ich die Nachmittage auf dem Weg und bin
noch unterwegs, während die Anderen schon mit der „Bettenschlacht“
beginnen.
Die
Landschaft ist mal wieder sehr abwechslungsreich. Ein buntes
Farbenspiel auf einer Hochebene mit Roggen-, Weizen- und Gerstefeldern.
Nach dem Abstieg vom Alto de Mostalares
bin ich gerade wieder so richtig in Fahrt und hätte eigentlich noch
einiges an Strecke laufen können. Da stehe ich plötzlich und
unvermittelt vor einer kleinen mittelalterlichen Kapelle, die eine
ebenso kleine Herberge betreibt. Nur 8 Betten, Küchenzeile, Esstisch und
Altar schmücken den Innenraum der Kapelle. Die Hospitaleros sind zwei
nette Italiener, die mich einladen zu bleiben. Da schon zwei mir
bekannte Weggefährten hier ihr Lager aufgeschlagen haben, sage ich nicht
nein.
Der kleine Weiler heißt San Nicolás, liegt kurz vor der Ortschaft Itero de la Vega
und ist urig und heimelich zugleich. Vor einem gemeinsamen Pilgeressen,
welches man uns zubereitet, findet eine kurze Andacht mit
anschließender Fußwaschung statt. Es ist Tradition in dieser
christlichen Herberge, den vorbeiziehenden Pilgern einen Fuß zu waschen
und ihn dann auch noch zu küssen. Und so sitzen die Pilger im Halbkreis
vor dem Altar und lassen die Prozedur über sich ergehen. Ich jedenfalls
bin tief berührt.
Beim
Abendessen ist mir dann ein Missgeschick widerfahren. Ich wollte mir
meinen Plastikteller mit lecker Eintopf nachfüllen lassen, wobei er mir
wegen Instabilität aus den Händen glitt. Die Sauerei am Boden war enorm.
Allerdings durfte ich die Bescherung nicht selbst beseitigen, sondern
musste dies einer Hospitalera überlassen, die sich aufopfernd gekümmert
und mich anschließend noch in den Arm genommen hat. Fällt alles unter
Gastfreundschaft.
Und wieder ist ein Teil des Pilgerclubs beisammen: Joanne und Marlene, Kathy und ihr Gatte
Jeronimo aus Florida, Mr Sochi Fireman und ein für mich neues Gesicht mit dem Namen Peter Kraus, aus Paderborn.
Ich
glaube, meine Spende morgen wird großzügig ausfallen, denn was diese
Hospitaleros hier leisten ist für mich wahre Pilgerfreundschaft und
Nächstenliebe. Danke dafür.
++
++
10.06.08 Carrión de los Condes
Nach
einen einfachen Frühstück mit reichlich Café con Leche werden wir
herzlich von den Hospitaleros verabschiedet und machen uns auf den
weiteren Weg.
In Boadilla del Camino lege ich eine Pause ein und in Frómista treffe ich Joanne und Marlene wieder. Wir gehen den Weg nach Carrión de los Condes großteils gemeinsam (38 km) und kommen früh am Abend in der Albergue Espiritu Santo
für die Nacht unter. Die Duschen dort sind mit einer Art kleiner
Sitzwanne ausgestattet, sodass ich mir, mit einigen Verrenkungen, ein
ausgiebiges Vollbad genehmigen kann.
Kathy und Jeronimo haben es heute nur bis Frómista
geschafft. Der gestrige Tag war für Kathy zu anstrengend und ich
befürchte, dass sie den Camino abbrechen wird. Jeronimo würde sicher
gerne noch weiter ziehen.
Selber bin ich meinem Plan, den ich ja offiziell nicht habe, einen Tag voraus. Noch etwa 420 km bis nach Santiago.
Meine daheim gebliebenen kommen mir wieder in den Sinn und ich denke
daran, wie sie die Abende gemütlich auf der Couch verbringen, oder
Sabine am Unisee oder im Novazena den Sommer genießt.
Wenn ich es morgen 32 km bis nach San Nicolas del Real schaffe, habe ich nochmals 6 km gut gemacht, die ich später vielleicht als Reserve gebrauchen kann.
Peter Kraus, Joanne und Marlene haben mit mir zu Abend gegessen.
++
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11.06.08 Terradillos de los Templarios
Fürs
Erste steht heute eine Teilstrecke von 17,2 km auf dem Programm. Ohne
Brunnen oder Gelegenheit einer Einkehr, geht es über eine weite offene
Ebene.
Das ist wohl der Grund dafür, dass sehr viele Pilger in Carrión de los Condes eine Übernachtungspause einlegen.
Der
Tag beginnt damit, dass die ganze Pilgerschar, denn eine solche ist es
heute, von einer Mückenplage heimgesucht wird. Hunderte diese kleinen
Biester, die allerdings nicht stechen, umschwirren mich auf dieser
langen, stets geraden Strecke, durch endlose Getreidefelder. Ich bedecke
mein Haupt mit einem Handtuch und wedele mit einem zweiten um meinen
Kopf herum wie wild.
Vor dem ersten Ort am Weg, in Calzadilla de la Cueza,
haben wir dann Rast gemacht und einen Bocadillo gegessen. So unverhofft
die Mücken kamen, so plötzlich waren sie dann auch wieder verschwunden,
nachdem die Sonne anfing zu scheinen.
Nach weiteren 10 km habe ich die Tour für heute in Terradillos de los Templarios beendet
und nutze die Zeit meine Wäsche mal wieder durchzuwaschen. Die neue
Herberge Los Templarios soweit gut und zweckmäßig, allerdings sind die
Stockbetten so eng gestellt, dass ich gar nicht so recht weis, wo ich
meine Sachen unterbringen soll. Ach, was reg´ ich mich auf, ist ja nur
für eine Nacht. Und dann stelle ich auch noch fest, dass ich meine
Kopfbedeckung unterwegs verloren habe. Das ist allerdings Mist!
++
Den heutigen schönen und beeindruckenden Tag widme ich meiner Lebensgefährtin Sabine. Die Weite der scheinbar endlosen, offenen, steppenartigen Landschaft, lässt mich nachdenken über die tiefe Zuneigung, die ich ihr gegenüber empfinde. Und ich bin wieder einmal dankbar, dass sie mich in meinem Pilgervorhaben bestärkt und unterstützt hat. Sie hat mit die Entscheidung nach Santiago zu pilgern leicht gemacht.
Also, wie gesagt, der Tag war schön und ruhig. Fast den ganzen Tag war ich alleine und für mich auf dem Weg, denn vor Sahagún und hinter Calzada del Coto standen jeweils prima Alternativrouten zur Verfügung. Abseits der Straße und scheinbar jeglicher Zivilisation.
Der „Einmarsch“ nach Calzadilla de los Hermanillos gleicht ein wenig dem Ritt hinein in eine einsame Westernstadt. Plötzlich liegt die Wüste hinter dir und die staubige Schotterpiste endet mitten im Ort. Am Eingang des Dorfes liegt rechter Hand eine Bar, wo ich erst einmal meinen Flüssigkeitshaushalt, in Form eines Vino Tinto (0,60€) auffülle. Anschließend begebe ich mich zur wenig frequentierten Gemeindeherberge, wo ich für Spende 5 € einen guten und ruhigen Schlafplatz erhalte. Diese 5 € waren leider meine letzten, da ich es verpasst habe, mich rechtzeitig mit neuem Geld zu versorgen. Glücklicherweise habe ich noch einiges an Proviant für eine ordentliche Mahlzeit. Freundliche Mitpilger teilen mit mir am Abend noch ein Paar Büchsen Bier.
Nach und nach füllt sich auch diese Herberge, die aufgrund ihrer Lage an der Alternativroute in der Regel nicht so stark besucht ist. Und Mr. Sochi Fireman trifft bei einsetzender Dämmerung und beginnendem Regen auch noch ein.
Der Gedanke kein Bargeld mehr in der Börse mehr zu haben beschäftigt mich doch sehr. Die Pilger, die hier heute ankommen gehen erst mal in die Bar und später noch in den Dorfladen. Und anschließend vielleicht wieder in die Bar, um zu sehen, wie die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft mit 1:2 gegen Kroatien verliert.
Ist schon ein eigenartiges Gefühl, aber im Grunde habe ich ja heute keine weiteren Bedürfnisse mehr. Gegessen habe ich, meine Spende an die Hospitalera ist gezahlt, zwei Glas Wein habe ich getrunken und Proviant für den morgigen Vormittag habe ich auch noch im Rucksack. Aber dennoch ist dies eine neue Erfahrung, mit der ich nicht so vertraut bin.
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12.06.08 Calzadilla de los Hermanillos
Den heutigen schönen und beeindruckenden Tag widme ich meiner Lebensgefährtin Sabine. Die Weite der scheinbar endlosen, offenen, steppenartigen Landschaft, lässt mich nachdenken über die tiefe Zuneigung, die ich ihr gegenüber empfinde. Und ich bin wieder einmal dankbar, dass sie mich in meinem Pilgervorhaben bestärkt und unterstützt hat. Sie hat mit die Entscheidung nach Santiago zu pilgern leicht gemacht.
Also, wie gesagt, der Tag war schön und ruhig. Fast den ganzen Tag war ich alleine und für mich auf dem Weg, denn vor Sahagún und hinter Calzada del Coto standen jeweils prima Alternativrouten zur Verfügung. Abseits der Straße und scheinbar jeglicher Zivilisation.
Der „Einmarsch“ nach Calzadilla de los Hermanillos gleicht ein wenig dem Ritt hinein in eine einsame Westernstadt. Plötzlich liegt die Wüste hinter dir und die staubige Schotterpiste endet mitten im Ort. Am Eingang des Dorfes liegt rechter Hand eine Bar, wo ich erst einmal meinen Flüssigkeitshaushalt, in Form eines Vino Tinto (0,60€) auffülle. Anschließend begebe ich mich zur wenig frequentierten Gemeindeherberge, wo ich für Spende 5 € einen guten und ruhigen Schlafplatz erhalte. Diese 5 € waren leider meine letzten, da ich es verpasst habe, mich rechtzeitig mit neuem Geld zu versorgen. Glücklicherweise habe ich noch einiges an Proviant für eine ordentliche Mahlzeit. Freundliche Mitpilger teilen mit mir am Abend noch ein Paar Büchsen Bier.
Nach und nach füllt sich auch diese Herberge, die aufgrund ihrer Lage an der Alternativroute in der Regel nicht so stark besucht ist. Und Mr. Sochi Fireman trifft bei einsetzender Dämmerung und beginnendem Regen auch noch ein.
Der Gedanke kein Bargeld mehr in der Börse mehr zu haben beschäftigt mich doch sehr. Die Pilger, die hier heute ankommen gehen erst mal in die Bar und später noch in den Dorfladen. Und anschließend vielleicht wieder in die Bar, um zu sehen, wie die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft mit 1:2 gegen Kroatien verliert.
Ist schon ein eigenartiges Gefühl, aber im Grunde habe ich ja heute keine weiteren Bedürfnisse mehr. Gegessen habe ich, meine Spende an die Hospitalera ist gezahlt, zwei Glas Wein habe ich getrunken und Proviant für den morgigen Vormittag habe ich auch noch im Rucksack. Aber dennoch ist dies eine neue Erfahrung, mit der ich nicht so vertraut bin.
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13.06.08 Arcahueja
Mache
mich schon früh auf den Weg. Irgendwie scheint heute nicht mein Tag zu
sein. Ich bin schlecht gelaunt und empfinde den Weg ganz anders als
gestern. Die 18km nach Reliegos scheinen kein Ende zu nehmen. Ich
bin ein wenig genervt. Vielleicht weil ich gerade heute die Einsamkeit
auf des Weges ganz anders empfinde als gestern. Es geht fast immer
geradeaus, kein Schatten, nur sengende Sonne. Ab und an findet sich ein
Meilenstein zum draufsetzen. Kein Brunnen, kein Dorf.
In Reliegos angekommen ruhe ich mich auf einer Bank vor einer Bar ein wenig aus, lüfte meine Schuhe und pilgere wieder los, um in Mansilla del las Mulas meinen Geldbeutel wieder aufzufüllen und einen Cortado (starker Kaffee, wenig Milch) zu trinken.
Aber
diese besch… Landstrasse, der ich jetzt folge, geht immer geradeaus,
und ich kann doch schon den Kirchturm erkennen. Aber die Strecke scheint
sich nicht zu verkürzen und der Kirchturm kommt und kommt nicht näher. ½
Stunde später ist die Entfernung immer noch enorm.
In Mansilla del las Mulas treffe
ich erst einmal eine Bank, hebe Geld ab und trinke in einer Bar, neben
der örtlichen Herberge, einen Cortado zu mir. Auch hier treffe ich
bekannte Gesichter an. Welche die hier bleiben über Nacht und solche,
die wie ich weiterziehen. Werde versuchen, heute so weit wie möglich vor
Leon anzukommen.
Meine
Stimmung bessert sich – liegt es am Geld in meiner Tasche – obwohl es
ständig direkt neben einer Nationalstrasse entlang geht. In Puente de Villarente
bekomme ich in einer Bar ein Bier für 1,10 € und zusätzlich 3 leckere
Tapas für umsonst. Das sind Pilgerfreunde, wie ich sie mag.
Ich beende den Tag in Arcahueja,
wo ich drei nette Typen aus Sachsen oder Thüringen wieder treffe, die
mich während des Tages mehrmals in einem Affenzahn überholt haben. Halt
echte Power-Pilger. Sind aber sonst ganz natürlich und dufte drauf.
Die
kleine Herberge ist einer Bar angegliedert und liegt im 1.
Obergeschoss. Vor dem Haus liegt eine kleine Terrasse, wo wir vier uns
die Nachmittagssonne auf die Stirn brennen lassen und ein Paar Bierchen
genießen.
Abends
bin ich allerdings der Einzige, der sich ein Pilgermenü gönnt. Ich
denke, ich muss meine Ausgaben besser kontrollieren, oder gar auch
einschränken.
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14.06.08 Villar de Mazarife
Morgens
bekommen wir in der Bar noch einen Café con Leche und ein Teilchen vom
Wirt. Gemeinsam mit den drei Ostdeutschen Pilgern mache ich mich dann
auf den Weg, kann und will deren Tempo allerdings nicht mitgehen und
bleibe zurück. Man sieht sich später sicher mal wieder.
Es ist wieder ein schöner, sonniger Morgen und ich erkenne in der Ferne das vor mir liegende León. Ich kann die Kathedrale sehen und bekomme eine leichte Gänsehaut. Wie muss es erst sein, wenn Santiago vor mir auftaucht?
Ich
besichtige in aller Ruhe die am Morgen noch ruhige Stadt, täte ein Paar
Einkäufe und ziehe dann weiter. In den Morgenstunden zeigt sich León als eine hübsche, saubere Stadt, ohne hektische Betriebsamkeit.
Größtenteils
über Schotterpiste, die durch eine abwechslungsreiche Landschaft aus
Gemüseacker, Getreidefelder und wild bewachsenes Brachland führt,
erreiche ich am späten Nachmittag den kleinen Ort Villar de Mazarife. Hier habe ich die Wahl zwischen 3 Herbergen, von denen ich die vielleicht außergewöhnlichste als Quartier wähle. El Refugio de Jesus
ist ein altes Haus mit großem Innenhof. Die Fassade ist hübsch bemalt
mit Pilgersymbolen. Im inneren des Hauses und an den Wänden des
Innenhofes haben sich unzählige Pilger über Jahre künstlerisch betätigt.
Wandgemälde, Graffiti, Symbole und Pilgergrüße bedecken alle Wände des
Gebäudes. Für 5 € beziehe ich ein 4-Bett-Zimmer. Da es schon recht spät
ist und nur wenige Gäste im Haus, denke ich, dass ich es für mich
alleine haben werde. Es ist alles ein wenig verwohnt, aber hat Charme.
Es gibt zwei Küchen, einen Garten mit Skulpturen, einen Innenhof,
Internet und ausreichend Sanitäranlagen. Ich fühle mich hier sehr wohl.
Heute
habe ich übrigens kaum Menschen auf dem Camino getroffen, lediglich
einen Gemüsebauern bei der Arbeit und zwei Jäger mit Flinten. Pilger –
Fehlanzeige. Das mag wohl daran liegen, dass ich heute spät gestartet
und ohne Hast, mit vielen Pausen gepilgert bin. 30,5 km sind es dann
aber doch geworden.
Alle
bisherigen Wegbegleiter sind mir zwischenzeitlich verloren gegangen.
Sie sind entweder voraus oder liegen zurück. Den Grund vermute ich
darin, dass ich mich nicht mehr an den Start- und Endpunkten der
Pilgerführer orientiere, sondern dort starte und ende, wo ich es möchte.
Am Abend benutze ich eine der Küchen und bereite mir ein deftiges Mahl mit Bohnen, Zwiebeln und spanischer (Mett-)Wurst.
++
++
15.06.08 Murias de Rechivaldo
Die
Nacht heute war erholsam und ruhig, hatte das Zimmer tatsächlich für
mich alleine. Kein Schnarcher oder sonstiges Gelärme. Ganz prima!
Da
es in den Herbergen häufig Küchen gibt, jedoch keine Verköstigung,
decke ich mich natürlich immer mit den nötigsten Lebensmitteln ein. So
habe ich mir gestern endlich einmal Nescafé und Kondensmilch (super
haltbar aus der Tube) gekauft. Somit ist auch das Kaffeetrinken morgens
sicher gestellt.
Ich
setze mich mit meinem Kaffee und 3 Milchbrötchen von gestern in den
Innenhof und lasse den Tag ruhig angehen. Einer von vielen Spatzen
gesellt sich zu mir, springt auf einem Stuhl und meinem Tisch umher und
zeigt so gar keine Angst. Weil er so mutig ist, teile ich eines der
Milchbrötchen gerne mit ihm.
Es
regnet den ganzen Morgen schon leicht, aber irgendwann muss natürlich
auch ich los. Also, Poncho übergezogen und losgestiefelt. Von den Bohnen
gestern habe ich mächtig Wind in der Hose.
Nach etwas 1 ½ Stunden ist der Regen vorüber und ich erreiche das Städtchen Hospital de Órbigo mit einer schönen mittelalterlichen Brücke über den Rio Órbigo.
Die
in den letzten Tagen durchstriffene Hochebene endet hier und es sind
wieder einige Höhenzüge zu überwinden. Und plötzlich stehe ich vor einem
Pilgerkreuz und habe einen schönen Blick auf das unter mir liegende Astorga. Hinter Astorga baut sich eine mächtige Bergkette auf, die es wohl morgen zu überwinden gilt, um zum Cruz de Ferro (1.517m) zu gelangen.
Habe heute nicht in Astorga, wie eigentlich geplant geendet, sondern einige Kilometer weiter, in Murias de Rechivaldo. Habe heute wieder 37,6 km hinter mich gebracht.
Ach
ja, vor 3 Tagen habe ich ja meine Schirmmütze verloren und bis heute
kein Ersatz gefunden. Bis HEUTE. Da treffe ich mal wieder die drei
thüringisch/sächsischen Pilger an einem Pilgerkreuz. Neben dem Kreuz
steht eine Schaufensterpuppe (?) bekleidet mit Pilgerkluft. Und an ihren
Armen, am Körper und zu ihren Füßen haben vorbeigehende Pilger Dinge
abgelegt. So finden sich Figürchen, Steine, Bilder, Briefe Schuhe,
Mützen und dergleichen an diesem Platz.
Ja,
und eben hier hat anscheinend ein Pilger vor Zeiten einen weißen
Schlapphut für MICH abgelegt, damit ich ihn nach Santiago trage. Der Hut
passt prima, ist allerdings bretthart und durch Lehm und Schlamm stark
verschmutzt. Was soll´s, Hut ist Hut. Und Schutz vor der Sonne ist
wichtig.
Bin
heute von einer 38-jährigen Deutschen auf unter 40 Jahre geschätzt
worden. Ich bin sehr geschmeichelt, obwohl ich doch eigentlich ziemlich
fertig im Gesicht aussehe – Augenringe, unrasiert und ein bisschen
ungepflegt.
Die Albergue Las Águedas, in der ich heute unterkomme ist auch eine ganz nette. Im Stile einer „Hacienda“ liegt sie am Ortsausgang von Murias de Rechivaldo, direkt am Jakobsweg. Altes Steingemäuer mit schönem Innenhof und Hofbar. Dort habe ich das bislang kälteste Bier auf dem Camino
getrunken. Und zwar frisch gezapft. Muss eine Temperatur von knapp über
0° C gehabt haben. Einfach herrlich nach der Hitze des Tages.
Abends
gibt es ein Standard-Pilgermenü mit Salat, Spaghetti, Obst und Wein
oder Wasser. Aber es gibt immer Menschen, die für 7 € ein Menü in
Restaurantqualität erwarten. So findet sich auch hier so ein Meckerpott,
der den Schuss nicht gehört hat.
Ansonsten ist alles ordentlich und sauber. Auch die Ausstattung ist top.
++
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16.06.08 Manjarin
Morgens
dusche ich recht früh ganz ungestört und nehme im Innenhof der
„Hacienda“ ein kleines Frühstück zu mir. Zur Abwechslung scheint mal
wieder Dauerregen angesagt.
Ich erreiche das fast gänzlich verlassene Dorf Foncebadon und beginne den Aufstieg zum Cruz de Ferro,
einem besonderen Punkt meiner Reise. Ich habe zwei Steine von zu hause
mitgenommen, um diese als Symbol meiner Sorgen und Probleme am Cruz de Ferro
abzulegen. Als ich dass Kreuz das erste Mal aus der Ferne erblick, mag
es wohl noch etwa 600 m entfernt sein. Mich überkommen eigenartige
Glücksgefühle und ich muss einen „Kloß“ herunter schlucken. Ich freue
mich wie ein kleines Kind, dass ich es bis hierher geschafft habe. Und
als ich am Cruz de Ferro ankomme – fast rennend – bin ich in
Tränen aufgelöst. Ich hänge mit den Armen über einem Zaun, stehe ca. 20 m
vor dem Kreuz und kann nicht fassen, dass ich jetzt hier bin und gleich
meine „Sorgen“ in Form der mitgebrachten Steine ablegen kann. Heulend
und schluchzend steige ich den Steinhügel hinauf und lege meine Steine
ab. Wieder am Fuß des Kreuzes angelangt nimmt mich eine ältere Pilgerin
in ihre Arme, um mich zu trösten oder einfach nur zu beruhigen. Ich bin
sooo glücklich.
In Manjarin, einem verlassenen Dorf hinter dem Cruz de Ferro
gibt es eine Herberge, die Tomás, der einzige Bürger des Ortes
betreibt. Hier suche ich mit einigen Pilgern Schutz vor dem einsetzenden
Regen und entschließe mich einfach hier zu bleiben und die Nacht zu
verbringen. Es sieht alles irgendwie aus wie eine Ruine oder ein
verfallener Schuppen.
Die
Herberge ist allerdings nichts für zart Besaitete. Der Schlafraum mit
wenigen Schlafplätzen ist in einer Steinkate untergebracht. Es ist
feucht und muffig. Kein Strom, kein elektrisches Licht, kein fließend
Wasser, kein WC. Einziger Luxus ist ein kleiner Kanonenofen, den wir
Pilger jedoch nicht anfeuern dürfen. Das übernimmt Hospitalero Tomás
persönlich. Abends sind wir dann 6 mutige Pilger, die es wagen hier die
Nacht zu verbringen. Nationen heute: Mexiko, Brasilien, Deutschland,
Norwegen, Spanien.
In
seinem eigenen Wohnhaus / Hütte bereiten Tomás und sein Gehilfen eine
deftige Mahlzeit zu und schenken Wein für uns aus. Wir sitzen zusammen
in einem Raum, der nicht zu beschreiben ist. Alles ist grob, einfach,
zweckmäßig, unsortiert – und auf kleinstem Raum untergebracht.
Tomás redet nicht viel.
Nach
dem Essen muss ich austreten. Tomás zeigt mir den Weg zum Klo. Schräg
über die Straße gehe ich und sehe einen windschiefen Holzverschlag mit
Brettertür. Darin befinden sich eine Schaufel, ein Sack mit Kalk und ein
Loch im Holzboden, der etwa 2 m hinunter reicht. Auf einem Hügel unten
im Loch liegt Kalk gestreut. OK, da hinein soll ich also mein „Geschäft“
erledigen. Das ist hart, aber ich zieh das durch.
Am
späten Abend sitzen wir in unserer Hütte vorm Kanonenofen auf einer
alten Couch und wärmen uns gegenseitig. Mein Bett steht in der Nähe des
Ofens und ist recht breit. Mehr so eine Art Doppelbett, weshalb ich es
mir mit einer Frau aus Norwegen teile. Liv ist ihr Name und sie ist ganz
lustig.
Weil ich befürchte, dass es in der Nacht kalt wird, schlafe ich mit langer Unterhose, Hose, Pilli, Wolldecke und Schlafsack.
Heute
schmerzt übrigens zur Abwechslung mal mein rechtes Knie, die Bänder
über der Kniescheibe. Na, mal abwarten. Irgendwas schmerz immer.
++
++
++
17.06.08 Cacabelos
Morgens
sitzen wir noch einmal mit Tomás und seinem Helfer, Fernandés, zusammen
und frühstücken. Wir bedanken uns für die Gastfreundschaft und geben
unsere Spende.
Der Weg an Berghängen hinab
ist wunderschön und abwechslungsreich. Ich sehe große grüne und kleine
braune Eidechsen, eine Art Rebhuhn, das vor mir herläuft, Greifvögel und
Haubenlerchen (?).
Am Abend erreiche ich Cacabelos
mit seiner Pilgerherberge in einem Kirchhof. Sie ist ziemlich
zweckmäßig und funktionell ausgestattet. Rund um die Kirche steht ein
Leichtbau mit ca. 37 2-Bett-Kabinen, Sanitäranlagen, Wäscheplatz,
Rezeption und Getränkeautomat.
Noch 199 km bis Santiago de Compostela. Ich kann es kaum glauben, dass ich schon über 600 km Pilgerschaft hinter mir habe.
Während die Menschen in den Dörfern vor Ponferrada
eher ärmlich und einfach leben, die Ortschaften teilweise oder fast
ganz verlassen sind oder wirken, zeigen sich die Dörfer nun gepflegt und
sauber. Ob aber nun Land- oder Stadtbevölkerung, viele der Menschen zeigen sich freundlich, hilfsbereit und herzlich.
Ich sitze abends noch mit einigen jüngeren Pilgern im Hof der Herberge beim Palaver. Es ist schon dunkel, als ich zu Bett gehen will.
++
18.06.08 La Faba
Die Nacht war angenehm mild und ruhig. Nach
einem Frühstück aus Milchbrötchen mit Bacon und Käsen breche ich am
späten Morgen auf und stelle mich auf einen mäßig anstrengenden Weg ein.
Es kommt allerdings ganz anders. Der erste steile, harte Anstieg auf
der gewählten Wegalternative „Camino duro“ (harter Weg) dauert
ca. 1 Stunde und war von der Geländeform her physisch sehr
anspruchsvoll, aber noch recht gut zu bewältigen (11 km). Ab dem Dorf Trabadelo reiht sich ein Dorf an das nächste und die Versuchung ist schon gross, die Etappe vor dem geplanten Ziel für heute, La Faba, abzubrechen. Zumal ich 5 km vor La Faba zwei nette Belgier wieder treffe, die mir die Herberge in Ruitelán schmackhaft machen wollen. Ich zögere kurz, trinke einen Kaffee mit ihnen, ziehe dann jedoch weiter.
3,6
km vor La Faba steigt der Weg langsam an und endet über 1,5 km in einer
regeelrechten Kletterpartie. Ich bin so erschöpft, dass ich etwa 10
Verschnaufpausen einlegen muss, um oben anzukommen. Unterweg holt mich
Johannes, den ich in Trabadelo kennen gelernt habe, ein und „zieht“ mich ein Stück weit den Weg hinauf.
Auf
dem Gipfel dieses Anstieges empfängt mich eine nette schwäbische
Herberge, wo ich erst einmal dusche und anschließend an der Andacht in
einer kleinen Kirche teilnehme.
Ich
entscheide mich gegen ein Bett im Schlafsaal, da ich dort meinen
schnarchenden „Zellennachbar“ von gestern erspähe. Also baue ich, mit
freundlicher Genehmigung der Hospitalera mein Zelt im Garten bei der
Kirche auf, denn das Wetter scheint beständig schön zu bleiben.
Später dann besuche ich die Bar am Ort und gönne mir eine warme Mahlzeit.
Nachts
im Zelt höre ich in der Ferne die Schnarcher in der Herberge, trete
kurz aus, setze vorsichtshalber Ohropax ein und schlafe friedlich ein.
++
19.06.08 Triacastela
Ich hatte eine ruhige Nacht, allerdings mit etwas wenig Schlaf.
Gegen Mittag bin ich auf dem letzten Höhenpass des Camino
angelangt (1.250m). Der Anstieg ist steil und die oben Ankommenden
werden mit Applaus von Mitpilgern begrüßt, die es sich bereits auf der
Terrasse einer Bar, direkt am Gipfel gemütlich gemacht haben.
Irgendwann am Nachmittag beenden die Belgier und ich den Tag in Triacastela. Auch hier schlage ich in der galizischen Gemeindeherberge wieder mein Zelt auf und genieße diese Art der Unabhängigkeit. Ich bin frei und muss keine Rücksicht nehmen, kann kommen und gehen wann ich es möchte, ohne Schließzeiten der Herbergen beachten zu müssen. Das Zelten hat wirklich viele Vorteile – für mich.
++
20.06.08 Barbadelo
Heute
Morgen steht mein Zelt im Nebel und ich muss die Oberflächen trocken
wischen. Die Temperaturen sind milde und ich mache mich recht spät auf
den Weg. Wahrscheinlich werde ich heute nur! 23 km laufen, wähle ab Triacastela die Wegalternative über den Pass von Riocabo nach Sarria.
In Barbadelo
mache ich dann Schluss für heute. Es ist ein sonniger und heißer Tag.
Obwohl es erst früher Nachmittag ist, habe ich keine Motivation mehr
weiter zu ziehen. Die wiederum galizische Gemeindeherberge (kosten alle
pauschal 3€) ist soweit OK. Angrenzend an die Herberge befindet sich
eine Bergwiese mit Gastronomie in einem Wohnwagen und schönen Ausblick
hinunter in ein Tal.
Dort sitze ich dann und treffe Daniele und Nini, zwei Italiener, die ich schon seit Burgos immer mal wieder treffe. Sie ziehen aber weiter, da die Herberge mittlerweile ausgebucht ist. Da bedeutet für sie noch ca. 9,5 km Strecke.
++
21.06.08 Portomarin
Ich
habe ziemlich gut in einem Doppelstockbett mit wenig Kopffreiheit
geschlafen. Das kenne ich ja schon von meinem Zelt, mit ca. 70 cm Höhe.
Es ist nebelig, aber angenehm zum Laufen.
Ich habe in der letzten Zeit
täglich meist mehr Kilometer absolviert, als die Pilgerführer empfehlen.
Der Grund war, ich würde ja gerne noch etwas Zeit haben, auch noch zum Kap Finisterre zu kommen. Doch ich habe dass Gefühl diese Zeit nicht mehr herauslaufen zu können und gebe dieses Vorhaben auf.
Vor Portomarin
fallen mir viele Pilger auf, die nur mit „leichtem“ Gepäck, gut
gestylt, oder mit Turnschuhen unterwegs sind. Ich denke, dass sind
diejenigen, welche in Sarria eingestiegen sind, also dem Punkt etwa für die letzten 100 km Jakobsweg, der zum Erwerb der Compostela berechtigt.
Das Städtchen Portomarin musste in den 1960ger Jahren einem Staudamm weichen und wurde an neuer Stelle wieder neu aufgebaut. Die Kirche San Nicolás wurde gar Stein für Stein abgetragen und originalgetreu wieder aufgebaut. Ein hübscher Ort ist hier entstanden.
In
der Bar lerne ich Michaela und Arlette kennen, die für heute auch keine
Lust mehr haben weiterzulaufen und lotse sie in meine Herberge.
Gemeinsam genießen wir den Rest des Tages.
++
Trotz Schnarcherin – ach was reg´ ich mich auf – war die Nacht erholsam und ich laufe im Nebel nach Gonzar.
Der Weg bietet wenig Ausblicke. Es geht meist durch Hohlwege in
Nadelwäldern mit etwas Heide am Wegesrand. Das könnte auch der Harz
sein.
Es
ist voll an den Rastplätzen und in den Bars am Weg. Massen von Pilgern
auf einmal. Ich laufe ein wenig mit einer alten Bekannten, Liv aus
Norwegen. Mit ihr habe ich doch das Bett in Monjarin geteilt.
In Palas de Rei
checke ich in der galizischen Gemeindeherberge ein, die zum Übernachten
gerade so in Ordnung ist. Von Mitpilgern erfahre ich, dass sie häufiger
auch in Hostals oder Pensionen übernachten
und dafür zwischen 20 € und 30 € ausgeben. Diesen Komfort benötige ich
nicht, sondern bevorzuge die bescheidene Variante und versuche täglich
mit ca. 10 € - 15 € insgesamt auszukommen.
Leider ist heute Sonntag und die Läden sind geschlossen. Die Küche bleibt also heute kalt.
Ich
treffe eine Sabine aus Rotenburg a.d. Wümme, wo ich selber mal gewohnt
habe. Sie sitzt vor ihrer Herberge auf einer Terrasse und wir
unterhalten uns über den Camino und unser Leben in Norddeutschland.
++
23.06.2008 Ribadiso
Gegen 14:00 Uhr erreiche ich die Herberge in Ribadiso,
die malerisch in einer friedlichen Umgebung an einem Bachlauf gelegen
ist. Sie kostet als kommunale Einrichtung mal wieder nur 3 €, ist aber
bestens ausgestattet. Nur das Internet funktioniert nicht.
Später baue ich mein Zelt dann doch noch einmal auf, weil direkt über mir im Stockbett ein Mords-Schnarcher liegt und
schon am Nachmittag ganze Wälder zersägt. Ist aber mal wieder kein
Problem, denn das Wetter ist trocken. Im schönen Garten hinter der
Herberge werde ich sicher meine Ruhe haben.
++
24.06.08 Pedrozo
Eine
gute Nacht im Zelt liegt hinter mir und die letzten Kilometer des
Jakobsweges liegen nun vor mir. Zeit spielt keine Rolle mehr. Es ist
etwa 10:00 Uhr und ich befinde mich nur noch 29 km von Santiago entfernt. Da ich erst am 28.06.08 heim fliege, habe ich also noch jede Menge Zeit. Vielleicht auch noch fürs Kap Finisterre.
Gegen Mittag checke ich dann in Pedrozo
in der galizischen Gemeindeherberge ein, lege meine Sachen ab und kaufe
mir in einem Laden Tomaten, Zwiebeln, Wurst und Oliven. In der gut
ausgestatteten Küche der Herberge bereite ich dann eine warme Mahlzeit.
Einige meiner Wegbegleiter der letzten Tage ziehen an Pedrozo vorbei, um noch heute in Santiago anzukommen.
++
++
25.06.08 Santiago de Compostela
Mit
Ohropax habe ich leidlich gut geschlafen, werde aber schon früh durch
allgemeines Gewusel und Geraschel geweckt. Tür auf, Tür zu, Geflüster
und solche Dinge lassen eine weitere Ruhe nicht zu. Also stehe ich auf,
raffe meine Sachen zusammen und verlasse das Haus.
Draußen
ist es noch stockfinster. Doch das ist mir egal, ich bin unruhig und
aufgeregt und mache mich so noch vor der Morgendämmerung auf den Weg
nach Santiago.
Ich
denke schon, einer der Ersten auf dem Weg zu sein. Aber weit gefehlt.
Nach kurzer Strecke erscheinen die ersten Gestalten vor mir, an denen ich vorbei ziehe. Noch einer und noch ein Paar… In Labacolla
hat eine Bar geöffnet und ich frühstücke erst einmal. Bis dahin, es ist
gerade mal hell geworden, bin ich schon 11 Pilgern begegnet.
Später, auf dem Monte del Gozo genieße ich einen ersten Blick von oben auf Santiago, dem Ziel meiner Pilgerreise.
Der Einmarsch in Santiago
ist nicht besonders spektakulär, denn es geht durch Vororte und
Wohngebiete. Als ich jedoch den Altstadtbereich erreiche, werde ich doch
etwas besinnlich. Plötzlich stehe ich vor der Kathedrale und habe mein
Ziel erreicht. Ich verweile nur kurz und begebe mich dann direkt zum
Pilgerbüro, um mir meine Compostela ausstellen zu lassen.
Ich
erhalte meine Pilgerurkunde und begebe mich wieder direkt auf den
Vorplatz der Kathedrale, wo ich viele alte und neue Weggefährten treffe.
Die drei Ostdeutschen, Liv, Nini und Daniele, Michaela und Arlette, die
zwei Belgier, die kleine Schwedin und und und.
Erst
als eine ältere Französin auf dem Platz auftaucht und zu Tränen gerührt
ist, überkommen auch mich die Gefühle und ich vergieße ein Paar
Freudentränen. Die allgemeine Begrüßung untereinander ist
überschwänglich und wir sitzen noch lange so beisammen auf dem Pflaster
vor der Kathedrale.
Wir
essen gut in einem Restaurant, schauen dieses Mal auch nicht so aufs
Geld, und haben einen schönen geselligen Abend. Wir streifen noch durch
die Altstadt und gehen nochmals zur Kathedrale, wo einige unserer
Mitpilger ein kleines Happening veranstalten. Schluss endlich
entschließen Arlette und ich uns, morgen einen Teil der Strecke zum Kap Finisterre mit dem Bus zu fahren und die restlichen Kilometer, ab dem Dorf Cée zu wandern. Arlette wird in Fisterra
übernachten, ich werde abends mit dem Bus zurück fahren nach Santiago,
da ich die Nächte dort schon bezahlt habe. Hätte ich einen Tag mehr zur
Verfügung, wäre ich doch gerne ganz zum Kap Finisterre gepilgert.
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